Foto: Ruhr Tourismus / Reinaldo Coddou

Ruhrgebiet feiert
„Tag der Trinkhallen“

Eingebettet in das vom Dortmunder Kioskclub ausgerufene Jahr der Trinkhallen sollen die „Dorfplätze der Großstadt“ am 20. August eine besondere Würdigung erfahren.

Ruhr.Tourismus lädt die Budenbetreiber des Ruhrgebiets ein, sich mit Kurzbeschreibung und Fotos auf einer virtuellen Karte zu verorten und mit kreativen Aktionen am Tag der Trinkhallen mitzuwirken. Zusätzlich werden 50 ausgewählte Kioske mit einem breiten Kulturprogramm aus Kleinkunst, Musik und Theater bespielt, das von Protagonisten der Ruhrgebietsszene kuratiert wird.

Die kleinen Verkaufsorte sind jedoch nicht nur aufgrund ihrer sozialen Funktion im Stadtraum, sondern auch aufgrund ihrer architektonischen Vielfalt baukulturell interessant, so lohnt sich auch unabhängig vom jeweiligen Programm ein Klick durch die Profildatenbank und ein späterer Besuch einzelner Büdchen: So sticht im Nordwestlichen Ruhrgebiet der Kiosk am Neutorplatz in der Dinslakener Innenstadt hervor. Das kommunikative Inhaberpaar pflegt seit Jahrzehnten engen Kundenkontakt und hat den alteingesessenen Lukenkiosk in Eigenregie mit einer Cortenstahlfassade ausgestattet – die Kombination aus klassisch gelebter Budenkultur und zeitgenössischem Blickfang war sogar dem WDR schon eine Kurzreportage wert. Nächster Halt einer baukulturellen Trinkhallentour könnte das Mausegatter Eck im Osten Mülheims werden. Auch dieser Kiosk wurde vom Pächter eigenständig renoviert. Er ist Teil der denkmalgeschützten Siedlung Mausegatt / Kreftenscheer und somit Station Themenroute Arbeitersiedlungen des Regionalverband Ruhr. Der Bergmann Kiosk in der Dortmunder Innenstadt wurde in den 1950ern errichtet, stilecht restaturiert und steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Statt Weingummis, Fernsehzeitschriften und Tabackwaren hat man sich hier auf den Verkauf von eigenen Merchandiseartikeln und Craftbier spezialisisert, was vor Ort auf Bierbänken verzehrt werden kann.

Ursprünglich entstanden Trinkhallen Mitte des 19. Jahrhunderts, um die Gesundheit der Arbeiter zu verbessern: Der Verkauf von Mineralwasser an strategisch günstigen Orten sollte die Leute davon abbringen, ihren Durst in der Fabrik mit Alkohol zu stillen. Der Verkauf von Bier und Branntwein war in der Anfangszeit also undenkbar – das Sortiment wurde jedoch nach und nach erweitert, sodass sich die „Bude“ zum Nahversorger im Kleinstformat entwickelte. Auch wenn die Zahl der Trinkhallen mit dem einsetzenden Strukturwandel stark zurückging, sind sie bis heute mehr als nur ein Relikt historischer Arbeiterkultur: als sozialer Treffpunkt, lokaler Versorger und identitätsstiftender Kultort befriedigen sie Alltagsbedarfe verschiedenster Menschen im Quartier.

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