Das Neue im Alten: Konversion der ehemaligen Markthalle von Braga

Das Neue zu denken und zu erschaffen, das war das Grundmotiv der modernen Kunst und Architektur. Und damit sich das Neue frei von allen historischen Bezügen entfalten kann, sollte das Alte weichen.

Diese Forderung war zunächst symbolischer Art, etwa bei Le Corbusier, der den Abriss eines ganzen Stadtbezirkes in Paris vorschlug, um an seiner Stelle seinen hypermodernen Entwurf des Plan Voisin zu realisieren. Oder bei Frank Lloyd Wright, der den Rückbau aller amerikanischen Großstädte forderte, um sie durch einen moderneren Siedlungstypen zu ersetzen.

Zwar wurden diese beiden Vorschläge niemals umgesetzt, aber der Geist der Moderne schlug sich alsbald in der Praxis nieder. Nie zuvor wurde so viel Neues gebaut und so viel Altes abgerissen, wie im Verlauf des 20. Jahrhunderts – mit tiefgreifenden Folgen für unsere gebaute und natürliche Umwelt. Dazu zählt nicht nur der Verlust alter Bausubstanz (die nicht immer schlechter war als das, was an ihrer Stelle gebaut wurde), sondern auch die ökologische Belastung der Umwelt: der immense Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen, die fortschreitende Versiegelung von Land und die Anhäufung gigantischer Mengen von Bauschutt.

Im Bewusstsein dieser Folgen ist es schwerer geworden, das Neue auf Kosten des Alten entstehen zu lassen. Dass es anders gehen kann, demonstriert eindrucksvoll die ehemalige Markthalle von Braga, die auf der Architekturbiennale in Venedig ausgestellt wird. Sie war das Erstlingswerk des portugiesischen Architekten Souto de Moura. Kaum 30 Jahre alt, erhielt er diesen Auftrag und realisierte ein langgestrecktes Dach aus Beton, das auf Stützen ruhte und unter sich den Markt der Stadt beherbergte. Groß und kompromisslos war dieses Bauwerk – eine durch und durch modernistische Architektur.

Aber aufgrund der Entwicklung der Stadt und des Mangels an Stellplätzen hatte die Markthalle in den 2000er Jahren ihre Nutzung verloren. Man suchte nach einer alternativen Nutzung für das ruinöse Bauwerk. Und man fand sie. Heute beherbergt die umgebaute Markthalle eine Schule für Musik und Tanz. Das Erstaunliche daran ist aber nicht nur die radikale Nutzungsänderung des Gebäudes, sondern auch die Tatsache, dass sich Souto de Moura selber der Konversion seines eigenen Erstlingswerkes angenommen hat. Man könnte das als einen Hinweis auf eine zukünftige Architektur verstehen, die das Neue nicht mehr in der Abkehr, sondern in der Versöhnung mit dem Alten sucht.

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